Holzschnitt 1510
    
Niklaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Johann Stumpffs Chronik
  
Quelle Nr. 240

  

  
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Zeit: 1548
  
Herkunft: Gemeiner loblicher Eydgenoschafft stetten, landen und voelckeren chronickwirdiger thaaten beschreybung ... durch Johann Stumpffen beschriben und in XIII Bücher abgeteilt ... MDXLVIII [1548] – Getruckt Zürych in der Eidgenoschafft bey Christoffel Froschauer, a) Das fünft buoch: von dem Turgow. Das II. Capitel Blatt 3v–4r; – b) Das sibend buoch: von dem Aergow. Das IIII. Capitel, S. 194b und 195. Ausgabe mit Auszügen: Volkumner Begriff aller lobwürdigen geschichten und thaten ... mit schoenen Figuren erleüttert durch Bernhart Brandt, Basel 1553, fol 285bff.; – c) Schwytzer Chronica auss der grossen in ein klein handbuechle gezogen ... Zürich 1554 (Von der Hauptausgabe 1548 existieren zwei weitere nicht voll identische Tochterausgaben: 1586 und 1606).
  
Kommentar: Johann Stumpff, am 23. April 1500 in Bruchsal (bei Karlsruhe) als Sohn des Bürgermeisters geboren, wurde 1522 Prior der Johanniterkomturei in Bubikon (Zürich). Hier freundete er sich alsbald mit Zwingli an und schloss sich der Reformation an. Bis 1543 blieb er in Bubikon als Pfarrer und Dekan, wechselte dann nach Stammheim. Dank seiner Vermählung mit der Tochter des Chronisten und Probstes von Embrach, Heinrich Bellwald, sah er für sich die Aufgabe, eine eigene Chronik auszuarbeiten. Sein Werk genoss die Unterstützung Tschudis und Vadians. Joachim von Watt, alias Vadian (siehe auch: Quelle 231) hatte zweifellos einen gewissen Einfluss auf Stumpffs Chronik; Rober Durrer meint sogar bezüglich Vadian: «... letzterer kann für grosse Teile davon als der eigentliche Autor gelten» (Durrer, Quellenwerk, 710). Dies ist jedoch sehr anzuzweifeln, das falsche Todesjahr 1502 bei Stumpff findet sich in den Schriften von Vadian nicht, im Gegenteil dieser schreibt richtig «In diesem 87. jar ...» [1487]. Wie lässt sich dieser Fehler zurückverfolgen? Welche Texte enthalten ebenso dieses falsche Datum? Dies sind: 1531 Sebastian Frank, zu diesem Zeitpunkt in Strassburg lebend, früher war er jedoch Priester im Bistum Augsburg (Quelle 230) sowie um 1535–37 die anonyme Zürcher Chronik (Quelle 234). Die Jahreszahl 1502 ist aber in anderer Weise noch von Bedeutung: 1502 starb in Ulm (grenzt an das Bistum Augsburg) Felix Fabri, ein Dominikaner aus Zürich, der 1475 Bruder Klaus selber besucht hatte und darüber eine schriftliche Aufzeichnung machte (Felix Fabri, Quelle 010). Diese wurde dann höchstwahrscheinlich falsch abgeschrieben, und das Todesjahr von Bruder Klaus wurde dabei offensichtlich mit dem von Felix Fabri verwechselt; so gelangte Sebastian Frank zu einem falschen Datum, und andere haben es wiederum von ihm falsch übernommen oder direkt von einer falschen Abschrift der Aufzeichnung Fabris. – Des weiteren ist auffällig, dass Stumpff die spezifischen Beschreibungen fast wörtlich von Myconius (Quelle 214) übernimmt, ja sogar den Hinweis auf die Arbeit von Heinrich Wölflin. Vermutlich kannte Stumpff aber auch den biografischen Bericht Albrechts von Bonstetten, der als Erster schrieb: Bruder Klaus habe die Eidgenossen und alle, die ihn besuchten, eindringlich dazu ermahnt, den Frieden zu halten (Quelle 015).
     In der 1. Ausgabe, Zürich 1548 (5. Buch, II. Cap. fol 3r) ist ein höchst interessanter Holzschnitt abgedruckt, den Robert Durrer nicht kannte, und der auch im Ergänzungsband von Rupert Amschwand nicht erwähnt wird. Durrer arbeitete mit einer verkürzten Ausgabe, in der der Holzschnitt nicht enthalten ist. Der Holzschnitt stellt Bruder Klaus mit einem Jakobspilger (Pilger nach Santiago de Compostela – Hut mit Muschel und gekreuzten Krücken) dar. Es handelt sich um eine Nachbildung des Holzschnitts aus dem Pilgertraktat um 1488 (siehe Kommentar, unten beim Bild).
     Das abgeschlossene Werk wurde den 13 Orten der Eidgenossenschaft gewidmet, datiert mit: 16. November 1546. Stumpffs historisches Werk blieb bis etwa Mitte des 18. Jahrhundert für die Schweizergeschichte massgebend und richtungsweisen. Es half zudem entscheidend mit, das Andenken an Bruder Klaus auch bei den reformierten Eidgenossen wach und lebendig zu erhalten. Auch wenn das Todesjahr von Bruder Klaus, 1502, falsch ist, gibt Stumpff eine ansprechende Kurzbiographie über den Eremiten im Ranft.
  
Referenz: a) Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 218; – b) Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 708–709

  

   a) [... von dem Thurgau – Ausg. 1548, 5. Buch. II. Cap. fol 3v–4r]
    
Holzschnitt in der Stumpff-Chronik
     
[Bruder Klaus und der Jakobspilger (Hut mit Muschel und gekreuzten Krücken),
Holzschnitt in der 1. Ausgabe von Stumpffs Chronik, Zürich 1548, 5. Buch, II. Cap.,
fol 3v – Es handelt sich um eine seitenverkehrte Nachbildung des Holzschnittes im
«Pilgertraktat», Augsburger Ausgabe um 1487, siehe Quelle 048 (sowie im Beitrag:
Die Brunnenvision), dort allerdings nur Bruder Klaus ohne Pilger; es ist dort jedoch
eingangs die Rede von einem Pilger der Bruder Klaus besuchte und mit ihm gesprochen
hat, siehe Inhalt des «Pilgertraktats» – • Grösseres Bild].
  
Darum ist der erste Stand der Mönchsstand, mit einem einfachen Leben, abgesondert von allen weltlichen Geschäften, für das Gebet und das Erdauern [Studium] der Heiligen Schrift. Dabei taten sie nichts anderes, als das Volk zu lehren und zu trösten. Und sie haben sich zu jeder Zeit in die Kirche und die Gemeinschaft einverleibt und mit ihr zusammengearbeitet. So hat auch in unseren Tagen der fromme Einsiedler Bruder Klaus von Unterwalden – dessen Leben noch in gutem Gedächtnis ist; es wird später im 7. Buch auch weitläufiger darüber geschrieben – ein von aller Welt abgesondertes Leben geführt, ja ein engelgleiches Leben – verglichen mit anderen Mönchen. Dennoch hat er seine Leutkirche und Pfarrei nie verlassen, sondern sie besucht und sich zur christlichen Gemeinschaft gezählt. Er war auch manchen mit Lehre und gutem Rat behilflich.
   
b) [... von dem Aargau – Ausg. 1548, 7. Buch. 4. Cap. fol 194b und 195 – Portrait-Holzschnitt wie im Basler Gebetsbuch von 1518 – Quelle 217]
  
Kurze Aufzeichnung des Lebens, der Gestalt und der Wohnung von Bruder Klaus von Unterwalden, des heiligen Mannes und vortrefflichen Einsiedlers. Um das Jahr 1480, vor- und nachher, hatte sich in Unterwalden ob dem Wald ein alter Landmann [Bauer] von allen seinen Freunden zurückgezogen in eine wilde Einöde, in das Melchtal oberhalb Sachseln, er wurde Bruder Klaus genannt. Er verliess 10 Kinder, 5 Söhne und 5 Töchter. Er führte in dieser Wildnis ein recht gelassenes, abgesondertes und heiliges Leben gegen die 21 Jahre lang ohne leibliche Speise und Trank – etliche meinen, er habe Wurzeln gegessen. Die Landsleute haben ihm oft alle Zugänge abgeriegelt, um zu sehen, ob ihm nicht jemand heimlich Speisen darreiche. Aber es fand sich, dass dieser Mensch, in etlichem Mass den Engeln gleiche, die hinfällige menschlicher Natur übertreffend, indem er noch im Fleisch gekleidet und von jeglichen menschlichen Bedürfnissen befreit, ihnen nicht mehr unterworfen war. Sein Gebet war unter anderem: O Gott nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir etc. Er sagte auch einmal, dass es ihm viel angenehmer gewesen sei, dass er aus Gottes Gnade seine Ehefrau [Dorothea] verlassen konnte, als dass er die leibliche Speise nicht mehr brauchte etc. Er war ein Mann mit gradem wohlgestaltetem Leib, doch dürr, mager und ausgeschöpfft [abgemergelt], nur noch aus Haut, Adern und Gebeine zusammengeschmückt. Auch beim Weihbischof von Konstanz hatte es sich betreffend leibliche Speise bewahrheitet, er fand weder Betrug noch Anmassung an ihm, sondern nichts anderes als göttlicher Ernst und Erhaltung. Seine Farbe war braun, das Haar schwarz, ein wenig mit grauem vermischt. Er hatte einen Bart, nicht lange, aus wenig Haaren bestehend, in zwei Hälften geteilt. Schwarze klare Augen, die aus seinem lieblichen Gesicht heraus die Anschauenden fast mit Schrecken bewegte [so beschrieben bei Wölflin, in §35, angeblich verursacht durch eine Schreckensvision, Quelle 072]. Die Adern von Hals und Kehle, so meinte man, wenn er sprach, seien nicht mit Blut sondern mit Luft gefüllt [dies und die folgende Beschreibung von Myconius übernommen – Quelle 214]. Er gebrauchte ein einziges Kleid oder Rock, einfach, bis auf die Fersen [reichend]. Das Haupt und die Füsse hielt er immer bloss. Er hatte eine männliche Stimme und redete langsam. Er wurde von den Menschen viel [oft] aufgesucht. Und denen, die zu ihm kamen, verkündete er die Busse und ermahnte manche zur Besserung ihres Lebens. Wenn er über Gott sprach oder disputierte, tat er es mit solcher Bescheidenheit und so vollkommen, als hätte er alle Geheimnisse der Heiligen Schrift gründlich erforscht, obwohl er doch in seinen Tagen nie auch nur einen einzigen Buchstaben gelernt oder gekannt hätte. Die Freude seines Herzens zeigt die zweifelsfreie Gewissheit seiner festen und unerschütterlichen Hoffnung an, so sein Ruhm, wie Paulus sagt, das Zeugnis seines Gewissens war. Denn er war nie mit trauriger sondern immer mit fröhlicher Gestalt gesehen. In vielen Zeiten verkündete er den Landsleuten zukünftige Dinge. Den Eidgenossen gab er manchen guten Rat, ermahnte sie zum Frieden, zur Handarbeit und dazu, allein das Vaterland zu achten, sich daran zu genügen. Er warnte sie auch vor allen ausländischen Kriegen, vor den Verbindungen mit fremden Königen und Fürsten, vor ihren Diensten [Söldnerwesen] und Jahrgeldern, mit dem Hinweis, dass solche Dinge die eidgenössische Freiheit und den Wohlstand zerrütten würden etc. Seine Zelle, worin er wohnte, war gerade dreieinhalb Schritte lang und anderthalb breit, und nicht höher, als wenn er aufrecht stand und mit dem Kopf die Decke berührte. Das Kämmerlein hatte zwei kleine Fenster, eine Spanne [Elle] breit. Da wurde kein Hausrat gesehen, ausser zwei niedere Schemel oder Stühle, die er vielleicht gebrauchte für seine Ruhe, um das Haupt darauf zu legen etc. Er ist ungefähr 1502 aus diesem Leben geschieden und wurde in Sachseln begraben, in seiner Pfarrkirche, die er auch allezeit besuchte und sich nie davon absonderte. Denn dies war vor Zeiten bei den ersten Mönchen und Einsiedlern Sitte und Gewohnheit gewesen, dass unabhängig von ihrem abgesonderten Leben, den Bischöfen und Pfarrern untergeben waren. Sie sonderten sich nicht von der Kirche ab. Denn ein frommes, mönchisches und einsames Leben sondert den Menschen wohl ab von der Welt und ihrem sündigen und ruhelosen Treiben, aber es sondert sich deswegen nicht ab von der Liebe [Werke der Nächstenliebe] und der Gemeinschaft der heiligen christlichen Kirchen und Gemeinde Gottes. Darum hatte Bruder Klaus während seines abgesonderten Lebens immer die Kirchen besucht etc. Es haben andere das Leben dieses Mannes weitläufiger hervorgehoben, besonders Heinrich Wölflin [Quelle 072], ein sehr gelehrter Mann und Chorherr in Bern, und andere mehr. Ich habe mich hier der Kürze beflissen.
    
c) [Auszug in einem Händbüchlein, Zürich – mit Portrait-Holzschnitt wie in den Hauptausgaben, Nachbildung des Holzschnitts im Basler Gebetbuch 1518 – Quelle 217]
  
1502 [...] Bruder Klaus, Einsiedler in Unterwalden hat zu dieser Zeit seinen Geist aufgegeben.
    
  
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